05.09.2023 | Auszeichnung

Zwei ERC Starting Grants für ÖAW-Molekularmediziner­innen

Zwei weitere Forscherinnen der ÖAW dürfen sich über renommierte ERC Starting Grants des Europäischen Forschungsrats freuen: Clarissa Campbell und Barbara Maier. Sie untersuchen das Zusammenspiel von Immunsystem und Stoffwechsel sowie die Rolle von Lymphknoten bei Krebserkrankungen.

Die beiden neuen ERC-Preisträgerinnen Clarissa Campbell und Barbara Maier (v.l.n.r.). © CeMM/Klaus Pichler

Bei der neuesten Vergaberunde der Förderpreise des Europäischen Forschungsrats (ERC) konnten gleich zwei Forscherinnen des CeMM – Forschungszentrums für Molekulare Medizin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) reüssieren: Clarissa Campbell und Barbara Maier werden für ihre herausragenden Forschungen mit jeweils einem der renommierten und mit bis zu 1,5 Millionen Euro dotierten ERC Starting Grants ausgezeichnet. Im Labor von Clarissa Campbell widmen sich Forscher:innen dem besseren Verständnis des Zusammenspiels von Immunsystem und Stoffwechsel. Barbara Maier und ihr Team forschen an der Rolle von Lymphknoten im Zusammenhang mit Krebserkrankungen. 

Heinz Faßmann, Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, freut sich über die hohe Anerkennung für die beiden Forscherinnen: „Ich gratuliere Clarissa Campbell und Barbara Maier sehr herzlich zu diesem großen Erfolg. Die beiden Forscherinnen werden mit ihrer Arbeit neue Erkenntnisse in der Krebsforschung und der Stoffwechselforschung gewinnen. Sie tragen wesentlich dazu bei, die Exzellenz des Life Science-Bereichs an der Akademie der Wissenschaften zu stärken und auszubauen.“

Wie Stoffwechsel und Immunsystem im Darm zusammenspielen

Campbell wird mit finanzieller Unterstützung des ERC ihre Forschung zum Zusammenspiel zwischen Immunsystem und Stoffwechsel und die Rolle des Mikrobioms im Darm weiter vorantreiben. Der Darm beherbergt Billionen von Bakterien. Einige davon werden mit einer Reihe von Erkrankungen wie dem Reizdarmsyndrom in Verbindung gebracht, von dem rund 10-15 Prozent der Menschen in den Industrieländern betroffen sind. Angesichts der Komplexität des Mikrobioms im Darm ist es jedoch nach wie vor eine große Herausforderung, die immunregulatorischen Prozesse zu identifizieren, die von Darmbakterien in Gang gesetzt werden, und deren Wirkmechanismen zu verstehen. Genau daran arbeitet das Team rund um Clarissa Campbell. Bereits in vorangegangenen Studien konnte Campbell zeigen, dass durch die Nahrungsaufnahme Darmbakterien Stoffwechselprodukte erzeugen, die wiederum ein Signal an das Immunsystem weitergeben, um die aufgenommenen, „guten“ Bakterien anzunehmen. Um diese Wechselwirkungen besser zu verstehen, testet die Campbell-Gruppe im ERC Projekt „T Cell Feedback“ die Auswirkungen bestimmter mikrobieller Stoffwechselprodukte sowohl in Zellkulturen als auch in Darmorganoiden, sowie am Mausmodell.

Zusammenspiel zwischen Tumoren und Lymphknoten

Warum gelingt es unserem Immunsystem oft nicht, Krebszellen zu eliminieren? Und warum funktionieren Therapien, die eine Immunität gegen Tumore („Immuntherapien“) auslösen, bei manchen Patient:innen und bei anderen nicht? Diesen und weiteren Fragen widmet sich Barbara Maier mit ihrem Team. Dabei konzentrieren sie sich auf Lymphknoten, die als Immunorgane überall im Körper zu finden sind. In den frühen Krebsstadien können Tumorantigene, d.h. Moleküle, die vom Immunsystem als "fremd" erkannt werden, in den Lymphknoten eine antitumorale Reaktion auslösen, die zunächst die Metastasierung einschränkt. Wenn sich der Tumor jedoch weiterentwickelt, setzt er Stoffe frei, darunter auch immunsuppressive, die die Bildung einer tumorfreundlichen Umgebung in den Lymphknoten induzieren, die als "prämetastatische Nische" bezeichnet wird. Diesen prämetastatischen Nischen wird sich Maier in ihrem ERC Projekt „REWIRE“ widmen.

ERC Grants

Die ERC Grants sind die renommiertesten und hoch kompetitive Forschungsförderungen der Europäischen Union. Die ERC Starting Grants unterstützen exzellente Forscher:innen beim Aufbau ihrer wissenschaftlichen Karriere und der Etablierung ihrer eigenen Forschungsgruppe. Die Grants sind mit bis zu 1,5 Millionen Euro für eine Dauer von 5 Jahren dotiert. 

Mit den neuen Grants erhöht sich die Anzahl der seit 2007 an ÖAW-Forscher:innen vergebenen Preise auf 75 ERC Grants und 7 Proof of Concept Grants. Beteiligt war die ÖAW ferner an weiteren 18 ERC Grants.

 

Auf einen Blick

ERC Grants an der ÖAW