28.12.2023 | Was kommt

Das sind die Wissenschaftshighlights 2024

Nobelpreis-Vortrag, Lange Nacht der Forschung, siebzig Jahre CERN und zwanzig Jahr Quantenphysik - 2024 wird an der ÖAW ein spannendes Wissenschaftsjahr. Einige Highlights zum Vormerken im Kalender im Schnelldurchlauf.

Bei der Langen Nacht der Forschung erwarten Besucher:innen der ÖAW faszinierende Talks und inspirierende Speaker:innen. © APA/Hörmandinger

Nobelpreisträgerin Anne L'Huillier im ÖAW-Festsaal

Anne L'Huillier bewegt sich gerne am Limit. In ihrem Fall als Physikerin ist damit das Limit der Zeit gemeint. Denn die Nobelpreisträgerin des Jahres 2023 forscht mit ultrakurzen Laserpulsen. Die sogenannte Attosekunden-Physik versucht ultraschnelle Bewegungen von Elektronen zu beobachten. Dafür setzt sie Laserpulse ein – und je kürzer die Lichtpulse, umso schärfer das atomare Bild.

ÖAW-Mitglied L'Huillier, die gemeinsam mit den Physikern Ferenc Krausz, ebenfalls ÖAW-Mitglied, und Pierre Agostini 2023 den Nobelpreis erhalten hat, wird bei einer gemeinsamen Lecture von ÖAW und ISTA am 29. Jänner im Festsaal der Akademie das Wiener Publikum mitnehmen auf eine Reise in eine verborgene Welt, die sich auf atomarer Ebene unvorstellbar schnell bewegt.

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Lange Nacht der Forschung im Campus Akademie

Am 24. Mai 2024 ist es wieder soweit: Die Lange Nacht der Forschung lädt in ganz Österreich zum Mitmachen, Staunen und Entdecken ein. Einer der Hotspots wird der Campus Akademie in der Wiener Innenstadt sein. Die ÖAW wird mit zahlreichen Mitmachstationen und Vorträgen Wissenschaft auf Augenhöhe präsentieren.

Das Programm reicht vom Hauptgebäude der ÖAW am Dr. Ignaz Seipel-Platz über die Bäckerstraße bis zum Gebäude der ehemaligen Postsparkasse am Georg Coch-Platz. Neben den Instituten der Akademie, die auf der gesamten Forschungsmeile Wissenschaft erlebbar machen, werden als Highlights Science Buster Martin Moder und The Sciency Feminist Elka Xharo im Festsaal der ÖAW mit unterhaltsamen Wissenschaftsshows auftreten.

Anton Bruckner Jahr mit Grätzlfest

Am 4. September 2024 jährt sich zum 200. Mal der Geburtstag des bedeutenden österreichischen Komponisten Anton Bruckner (1824-1896). Dieses Jubiläum nimmt das Austrian Centre for Digital Humanities and Cultural Heritage der ÖAW zum Anlass für mehrere Veranstaltungen. So wird vom 10. bis 12. April ein internationales Symposion der ÖAW und der Österreichischen Nationalbibliothek verschiedene Aspekte Bruckners in den Blick nehmen unter dem Titel: „200 Jahre Bruckner – 100 Jahre Bruckner-Forschung“.

Ebenfalls am 10. April findet das Bruckner-Jahr auch seinen ersten musikalischen Niederschlag mit einem Jubiläumskonzert im historischen Festsaal der Akademie. Aufgeführt wird die Symphonie Nr. 7 E-Dur in der Bearbeitung für Ensemble („Schönbergfassung“) durch Musiker:innen des Bruckner Orchesters Linz. Seinen Abschluss findet das Jubiläum schließlich am 7. September mit einem Festgottesdienst in der Jesuitenkirche Wien und einer Messe in e-moll. Im Anschluss können Besucher:innen bei einem Grätzlfest zur Ehren Anton Bruckners im Arkadenhof der ÖAW das Jubiläumsjahr gemütlich ausklingen lassen.

Sonderausstellung: Joseph von Hammer-Purgstall wird 250

Der erste Präsident der ÖAW feiert Geburtstag. Stolze 250 Jahre jung wird der berühmte österreichische Orientalist und Diplomat am 9. Juni 2024. Die Akademie ehrt den Pionier seines Faches mit einer Ausstellung in ihrer revitalisierten Bibliothek im Campus Akademie. Sie wird einen Einblick in Leben und Arbeit dieses großen und in Österreich immer noch zu wenig bekannten Gelehrten geben. Begleitend zur Ausstellung, die ab dem Frühsommer zu sehen sein wird, widmet sich ein wissenschaftlicher Workshop den neuesten Erkenntnissen zu Hammer-Purgstall.

Blick in die Sterne

Die Weltraumforschung der ÖAW in Graz ist auch 2024 wieder an mehreren Missionen beteiligt, bei denen ferne Sterne erkundet werden. Einer der fernsten ist WASP-69b. Dank der Beobachtungen des Weltraumteleskops James Webb werden im kommenden Jahr neue Erkenntnisse zu dem Gasriesen erwartet.

Nicht ganz so weit entfernt ist BepiColombo. Die Sonde fliegt am 5. September und 2. Dezember das vierte und fünfte Mal am Merkur vorbei (insgesamt sind es 1 x Erde, 2 x Venus, 6 x Merkur), bevor das Raumfahrzeug dann in die finale Umlaufbahn des sonnennächsten Planeten im Dezember 2025 einschwenkt. Für Dezember ist auch der Start des chinesischen Satelliten CSES-2 geplant. Die China Seismo-Electromagnetic Satellites (CSES) sind wissenschaftliche Satellitenprojekte der „Chinese Earthquake Administration“ zur Untersuchung von natürlichen elektromagnetischen Phänomenen im erdnahen Weltraum, die einen Zusammenhang mit Erdbeben- und Vulkanaktivitäten auf der Erdoberfläche haben. Mit CSES-2 befindet sich nach CSES-1, Macao Science 1 und JUICE bereits das vierte Quanteninterferenz-Magnetometer Made in Austria im All.

Vom All zurück auf die Erde heißt es schließlich 2024 für vier ESA-Satelliten. Sie wurden im Jahr 2000 gestartet, um die Wechselwirkung zwischen dem Sonnenwind und der Magnetosphäre der Erde zu erforschen. Die erfolgreiche Mission namens CLUSTER hat ihre geplante Lebensdauer um mehr als 20 Jahre überschritten und eine reiche wissenschaftliche Ernte – darunter 133 Publikationen, bei denen Wissenschaftler:innen des Instituts für Weltraumforschung der ÖAW Erstautor:innen waren – eingefahren. Nun haben Rumba, Salsa, Samba und Tango, wie das Satellitenquartett auch genannt wird, ausgetanzt. Ab September werden sie nacheinander deaktiviert, kontrolliert zum Absturz gebracht, und in der Erdatmosphäre verglühen.

70 Jahre CERN mit Ausstellung im MuseumsQuartier

Am 29. September 1954 wurde die Europäische Organisation für Kernforschung – bekannt als CERN – in Genf in der Schweiz gegründet. Der Auftrag damals wie heute: Fundamentale Erkenntnisse über den Aufbau der Materie und die Grundkräfte der Physik zu gewinnen. Dafür wurde nicht nur einer der bedeutendsten Teilchenbeschleuniger der Welt gebaut, in dem Protonen mit nahezu Lichtgeschwindigkeit zur Kollision gebracht werden. Auch das World Wide Web wurde – quasi als ein Nebenprodukt der Grundlagenforschung – am CERN geboren.

In Österreich ist das Institut für Hochenergiephysik der ÖAW am CERN beteiligt, das zum 70sten Jubiläum des CERN eine Science Week in Wien veranstaltet. „Meet the Universe“ heißt es ab Juni 2024 im MuseumsQuartier. Dort ist die Ausstellung „Spurensuche – Die Bausteine des Universums“ zu sehen.

Licht ins Dunkel der dunklen Materie

COSINUS lautet der Name eines neuen Experiments zur direkten Suche nach Dunkler Materie. Denn noch immer ist unklar, woraus diese eigentlich besteht. Bisherige Experimente konnten keinen oder keinen reproduzierbaren Nachweis erbringen. Das soll mit COSINUS nun anders werden. Am 18. April 2024 wird das Experiment im Untergrundlabor im italienischen Gran Sasso feierlich eingeweiht. Damit ist zugleich die etwa dreijährige Bauzeit abgeschlossen.

Das Institut für Hochenergiephysik der ÖAW ist mit einer gemeinsamen Forschungsgruppe der TU Wien maßgeblich an COSINUS beteiligt – vom experimentellen Aufbau bis zur Analyse der Daten. Die Datennahme soll dann im Herbst 2024 starten, erste Ergebnisse zur Dunklen Materie sind nach etwa einem Jahr Messzeit möglich.

Quantenphysik feiert Zwanziger

Sie sind Flaggschiffe der österreichischen Forschungslandschaft und versammeln einige der weltweit meistzitierten Forschenden unter ihrem Dach: Die beiden ÖAW-Institute für Quantenoptik und Quanteninformation in Wien und Innsbruck. Ihre Gründung vor zwanzig Jahren zeugt von einem Weitblick der Forschungspolitik. Nun wird das Jubiläum genutzt für einen Rückblick auf zahlreiche Erfolge – die zuletzt im Nobelpreis für Anton Zeilinger gipfelten.

Gefeiert wird das Jubiläum an den Instituten in Innsbruck und Wien im September mit zwei mehrtägigen internationalen Konferenzen, einer gemeinsamen Summer School für Studierende sowie einem Publikumstag in Innsbruck am 20. September für alle Besucher:innen, die mehr wissen wollen zur fantastischen Welt der Quanten.

Die Vielfalt Eurasiens kennenlernen

Fünf Cluster finanziert der FWF seit 2023, einen konnte Claudia Rapp, Direktorin des Instituts für Mittelalterforschung der ÖAW, gemeinsam mit ihrem Team von der Universität Wien, der Universität Innsbruck und der CEU mit dem Thema „Eurasian Transformations“ einwerben.

Die erste EurAsia-Jahreskonferenz zum ÖAW-Exzellenzcluster ist nun für 20. bis 22. November 2024 geplant. Im Mittelpunkt steht sprachliche und kulturelle Vielfalt des gigantischen geografischen Raumes. Dazu werden hochkarätige internationale Wissenschaftler:innen erwartet, die das Thema aus völlig neuen Perspektiven beleuchten werden. Die Konferenz dient auch einer Bestandsaufnahme der bisherigen Erkenntnisse zu Eurasien, auf denen eine vertiefenden Forschung aufsetzen wird.

Europas Politikberatung hat ein neues Zuhause in Wien

Was in Brüssel entschieden wird, betrifft in den meisten Fällen auch Österreich. Das European Academies' Science Advisory Council – kurz EASAC – sorgt dafür, dass die Wissenschaft in der europäischen Politik eine Stimme hat. Im Zusammenschluss von 30 europäischen Wissenschaftsakademien, darunter je eine aus jedem EU-Mitgliedsstaat, erarbeitet EASAC seit mehr als 20 Jahren hochqualitative Berichte und Stellungnahmen zu aktuellen und relevanten Fragestellungen – exzellenzorientiert, unabhängig und über alle Parteigrenzen hinweg.

Österreich bekommt mit 2024 noch mehr Gewicht in diesem zentralen europäischen Akademienverbund: Denn ab 1. Jänner wechselt EASAC den Sitz seiner Geschäftsstelle an die ÖAW. „Die Ansiedelung von EASAC ist eine Auszeichnung für den Standort Österreich und für die Stadt Wien, die sich immer mehr zum internationalen Zentrum der Grundlagenforschung entwickelt“, zeigt sich ÖAW-Präsident Heinz Faßmann überzeugt und betont: „Die ÖAW wird ein verlässlicher Partner für EASACs Politikberatung zum Nutzen Europas sein.“